Die Duanen

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Die Duanen

1803 verlor das Hochstift Osnabrück nach tausendjährigem Bestand durch den Reichsdeputationshauptschluß auf Napoléons Geheiß seine Selbständigkeit als Fürstentum und fiel an das Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg, genannt Kurfürstentum Hannover . Ebenfalls 1803 ließ Napoleon das Kurfürstentum besetzen, dessen Landesherr nämlich gleichzeitig König von England war, deshalb rückten die Franzosen in Osnabrück ein und kamen auch für zehn Jahre ins Kirchspiel Dissen. So wurde Dissen zur Grenze zwischen Frankreich und Preußen, denn Ravensberg blieb preußisch.

Bis 1806 lebten die beiden Mächte in Frieden, wobei allerdings viele Waren, besonders Säcke mit Salz, über die Grenze geschmuggelt wurden. Nach der Schlacht von Jena und Auerstedt, die Preußen am 14. Oktober 1806 verlor, gründete Napoléon 1807 das Königreich Westfalen, dem auch das Osnabrücker Land als Distrikt zugeteilt wurde. König wurde Napoléons Bruder Jérôme (eingedeutscht "Hieronymus"), der in Kassel residierte. Wegen seiner Verschwendungssucht erhielt er im Volk schnell den Beinamen "König Lustig".

1811 wurde Dissen im Ober-Ems-Département (Ems-Supérieur) Teil des Französischen Kaiserreichs.

Die französische Regierung beseitigte für kurze Zeit formal die Eigenbehörigkeit, wobei die alten Lasten aber summenmäßig durch die hohen Steuerforderungen unverändert blieben. Beispielsweise kamen zu den bisherigen Grund-, Personal- und Mobiliarsteuern noch Tür- und Fenstersteuern neu hinzu. Außerdem wurden auch im Osnabrücker Gebiet junge Leute im militärpflichtigen Alter durch die sog. Konskription rücksichtslos in die französische Armee gezwungen. Die Rekrutierungen wurden vom Bureau Douane in Rothenfelde vor allem für den Rußlandfeldzug durchgeführt. Wer genug Geld hatte, der konnte sich einen Stellvertreter kaufen. Viele junge Männern versteckten sich damals vor den Streifen der sogenannten "Duanen" (Douaniers) auf dem Dachboden unter Heu und Stroh und in Holzverschlägen oder flohen an andere Orte. Die im Land gebliebenen Bauernsöhne hatten Hand- und Spanndienste, Kriegsfuhren und Erdarbeiten zu leisten.

Nach der entscheidenden Schlacht bei Leipzig 1813 endete die französische Herrschaft. Damals kamen russische Donkosaken nach Dissen, nahmen die verhassten französischen Zöllner, die Duanen, gefangen und transportierten sie ohne Mitleid nach Rußland.

Die Drangsale der napoleonischen Herrschaft klangen in der Bevölkerung lange nach. Zwar waren die Bauern unter Napoléon an sich so frei wie noch nie zuvor. Aber die Steuer- und Militärlasten hinterließen schlechte Erinnerungen. Dazu rief die fremde Neuorganisation von Verwaltung und Rechtsprechung Unverständnis und Empörung hervor. In den Jahren der Befreiung von der Franzosenherrschaft mündete die schlechte Erinnerung dann in die allgemeine nationale Begeisterung ein.

Sehr verwirrt hatte die Bevölkerung der rasche Wechsel der Landesherrn zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Damals hatte Erpen in etwa folgende Regierungen bzw. Landesherrn: Fürstbischof von Osnabrück bis 1802, Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg (Herzog von Calenberg zu Hannover) und gleichzeitig König von Großbritannien 1803-1805, König von Preußen 1805-1806, König von Holland Herbst 1806, Erstes Generalgouvernement der eroberten Länder [Frankreichs] 1806-1807, König von Westphalen 1807-1811, Kaiser von Frankreich (Empire Français, Imperateur des Français) 1811-1813, wiederum König von Hannover 1813/1814-1866 und schließlich der König von Preußen 1866-1918.

1814 wurde das Kurfürstentum Hannover zum Königreich erklärt. Allerdings konnten auch im Osnabrücker Raum die Vorbehalte gegen den welfischen Staat zunächst nur schwer überwunden werden, und es gab starke regionalistische Tendenzen. Sie verbanden sich teilweise mit einer Opposition gegen die Politik der hannoverschen Regierung, die zu einer konservativen Linie fand und die alten Verhältnisse wieder einrichtete (Restauration). Beispielsweise schrieb die Verfassung von 1819 wieder die dominierende Rolle des Adels fest. In der Ersten Kammer der Ständevertretung saß der Adel, in der Zweiten Kammer die bürgerlichen Abgeordneten aus den Städten des Landes. Die ländliche Bevölkerung, immerhin 98 % der Menschen, waren bis zum Staatsgrundgesetz von 1833 nicht vertreten.

Der Osnabrücker Advokat und Bürgermeister Strüve erreichte als Führer der Opposition zwei wichtige Gesetzeswerke, und zwar außer einer neuen Verfassung (1833) das Ablösegesetz von 1831/33, das die grundherrlichen und sonstigen Berechtigungen in Geldzahlungen abfand und die Bauern zu freien Eigentümern ihrer Höfe machte. Allerdings waren teilweise hohe Summen hierfür zu zahlen. Die Grundherren durften für die Befreiung von den verschiedenen Lasten bis zum 25fachen des Geldwertes verlangen.

Die politischen Spannungen des Revolutionsjahres 1848 führten zu Zerwürfnissen innerhalb der alten, traditionsreichen Schützengesellschaften. 1849 gründete Nolle einen eigenen Schützenverein. Auch in Rothenfelde / Erpen versuchte man, einen Verein ins Leben zu rufen. 1848 fand ein Scheibenschießen in der Fuchskuhle statt; angetreten wurde an der Palsterkamper Mühle. 1858 wurde dann die "Erpener Schützen- und Jagdgesellschaft" gegründet, die bis 1864 Schützenfeste feierte. 1920 wurde der Verein aufgelöst; im selben Jahr wurde der Schießverein Erpen gegründet, der ab 1922 "Schützenverein" hieß. 1931 vereinigte er sich mit dem ebenfalls 1920 gegründeten Bürgerschützenverein Erpen-Timmern zum "Schützenverein Erpen-Timmern". Ab 1945 durch die britische Besatzung verboten, gründete sich der Schützenverein Erpen-Timmern im Jahr 1948 neu; und 1950 fand das erste Schützenfest seit 1939 statt.